Ein Modell für die Zukunft
Für Kooperativen wie Sol y Café und COSURCA ist das Projekt ein Modell für die Zukunft. Sie könnten noch viel mehr Rohkaffee in Spezialitätenqualität liefern, denn dieser macht ca. 30 % ihrer Produktion aus. Dies sei kein Zufall, meint Kleber Cruz, der schon seit Anfang der Nullerjahre mit den Kooperativen arbeitet: "Mit Unterstützung der GEPA haben die Kaffee-Kleinbauerngenossenschaften aus Lateinamerika und Afrika in der langfristigen Zusammenarbeit viel in Qualitätsentwicklung investiert. Das konnten sie nur über die Beratung und die Mehrpreise des Fairen Handels. Früher gab es bei unseren Partnerorganisationen keine "Q-Grader", also geprüfte Kaffee-Sensorik-Expert*innen. Jetzt laden wir sie regelmäßig zu Verkostungsschulungen in unser Kaffeelabor ein, vor Corona in Präsenz, inzwischen auch digital."
Weil die Kooperativen stetig weiterwachsen und mehr Kaffee in herausragenden Qualitäten liefern, sind sie ständig auf der Suche nach neuen, verlässlichen Abnehmern und neuen Märkten. Das haben sowohl Quijote Kaffee als auch die GEPA erkannt und versuchen, ihre Handelspartner beim Finden von neuen Absatzmöglichkeiten zu unterstützen. So bietet Quijote Kaffee Co-Importe an und gibt Rohkaffee an über 60 Kleinröstereien in Deutschland ab. Die GEPA geht sogar noch einen Schritt weiter und ist in den Handel mit fair gehandeltem Rohkaffee eingestiegen. Mittlerweile vertreibt das Unternehmen schon über 120 Tonnen pro Jahr, mit noch viel Potenzial nach oben.
Immer mehr Röstereien, insbesondere neu gegründete inhaber*innengeführte Unternehmen, legen Wert auf nachhaltige Produkte, haben oft aber nicht die Möglichkeiten oder das Wissen, um selbst Handelsbeziehungen zu etablieren. "In Deutschland gibt es ca. 1.000 Röstereien und sicherlich 50 bis 100 von ihnen würden gerne Kaffee von einer so vertrauenswürdigen Organisation wie der GEPA kaufen", schätzt Felsen von Quijote Kaffee. Denn dass die GEPA ein absolutes Vorbild für Fairen Handel und die entsprechenden Handelsbeziehungen ist, wissen viele. Mit den Kaffees des Projekts X-Roast, so schreibt es Quijote auf seiner Website, "tritt die GEPA den Beweis an, dass von ihr importierte Kaffees auch qualitativ ganz oben mitspielen können."
Diesen Aspekt betont auch Kleber Cruz. Seiner Ansicht nach seien qualitativ hochwertige Kaffees in ausreichender Menge vorhanden und können von Kleinröstern sackweise bei der GEPA bestellt werden. Außergewöhnliche Qualitäten (Microlots) kann die GEPA importieren, sobald ein Käufer feststeht.
Eigentlich könnten also noch viel mehr Röstereien fair gehandelte Spezialitätenkaffees einkaufen und das tun, was sie am besten können: Leckere Kaffees rösten, direkt und lokal vertreiben und dazu eine gute Geschichte erzählen.
Kooperation statt Konkurrenz
Für Kooperationen zwischen Fair-Handels-Unternehmen und im Bereich Nachhaltigkeit engagierten Spezialitätenröstern besteht enormes Potenzial. Mit dem Rohkaffeehandel hat die GEPA ein neues Geschäftsfeld im Fairen Handel etabliert, das Produzent*innenorganisationen neue Absatzwege ermöglicht. Doch auch darüber hinaus gibt es spannende Kooperationsmöglichkeiten zwischen den Akteuren, z.B. bei gemeinsamen Projekten zur Steigerung von Kaffeequalitäten oder nachhaltigem Anbau.
Derartige Kooperationsmöglichkeiten zwischen Unternehmen, die der Stärkung ihrer Handelspartner und den dahinterstehenden Produzent*innen verpflichtet sind, beschränken sich natürlich keinesfalls auf den Kaffeesektor. Das beweisen unter anderem das traditionsreiche Fair-Handels-Unternehmen EL Puente und Folkdays als "Unternehmen für zeitgenössisches Fair Trade Design" in ihrem gemeinsamen B2B-Projekt: Gemeinsam bieten sie eine kuratierte Auswahl handgefertigter, fair produzierter Schmuckstücke, Accessoires sowie Interior-Produkte für den deutschen wie auch europäischen Handel an. Dafür arbeiten sie mit Kunsthandwerker*innen, kleinen Familienbetrieben und lokalen Fair-Handels-Organisationen aus Afrika, Asien und Lateinamerika zusammen, die traditionelle Techniken mit zeitgenössischem Design verbinden.
Die Beispiele zeigen: Es besteht ein enormes Potenzial für Innovation, wenn sich engagierte Unternehmen zusammentun! Neben neuen Absatzmöglichkeiten für Produzent*innen können so auch neue Zielgruppen erschlossen werden. Wir dürfen gespannt sein, welche Kooperationen in Zukunft geknüpft werden und wie sich bestehende Projekte weiterentwickeln!